Unser Alltag und unsere Gewohnheiten haben sich mit dem Coronavirus verändert. Die Menschen arbeiten im Homeoffice, die Ausgehgelegenheiten wurden rarer und das Skifahren wird diesen Winter anders sein. Auch in unserer Praxis hat sich einiges verändert: Die Stimmung ist anders als vor der Pandemie, wir haben Mitarbeiter, die ohne Corona nicht zu uns gefunden hätten, andere haben ausserordentliche Corona-Projekte übernommen. Wir stellen hier drei Geschichten vor.
Die Assistenzärztin als Projektleiterin
Mirjam Kunz ist frischgebackene Assistenzärztin, als sie im Sommer in unserer Praxis ihren Dienst antritt. Unter anderem arbeitet sie in der seit März installierten Corona-Zone. Als die Pandemie ihren Anfang nahm, wurden wir alle gleichermassen überrascht von den neuen Anforderungen. Es hiess, die Patienten so gut wie möglich zu schützen. Deshalb haben wir relativ schnell eine gesonderte Coronazone eingerichtet. Bei solch rasch eingerichteten Prozessen läuft natürlich nicht alles von Anfang an optimal.
Dies merkte auch Mirjam, als sie in der Coronazone Sprechstunden durchführte. Kamen anfangs nur Patienten mit Symptomen, führte sie später immer öfters Coronatests bei Menschen ohne Krankheitsanzeichen durch. Jedes Mal für Leute, die nicht krank waren das Zimmer zu desinfizieren, zu lüften etc., erachtete sie als ineffizient.
Sie hatte rasch eine Idee, wie man diese Abstriche effizienter gestalten könnte: mit einem Zelt vor dem Gebäude, wobei die Abstriche vom Fenster aus durchgeführt werden. Mit diesem Vorschlag ging sie zu Praxisleiter Christoph Zeller. Dieser begrüsste das Engagement und die Idee und so wurde sie kurzerhand zur Projektleiterin «Corona-Teststrasse».
So eine Teststrasse auf die Beine zu stellen, ist doch ein grösseres Projekt und erfordert gute Planung. Dementsprechend stressig war die Phase für sie, sie fand sich plötzlich in einer Koordinationssituation und Verantwortung, die sie so nicht kannte. Geholfen hat ihr, dass ihr die Leitung sämtliche Materialien und Ressourcen ohne Wenn und Aber zur Verfügung gestellt hat.
Die Teststrasse ist sehr gut gestartet und in der ersten Woche bildeten sich teilweise Schlangen vor dem Zelt. Die Rückmeldungen von Patienten waren sehr gut, sie schätzten die unkomplizierte Abwicklung.
Mirjam möchte zwar nicht hauptberuflich Projektleiterin werden, die Arbeit und vor allem das Ergebnis haben ihr aber Freude bereitet. Eine Erfahrung, die sie ohne Pandemie nicht gemacht hätte.
Vom Kreuzfahrtschiff in die Handschuhe – unsere Desinfektionsmitarbeiterin
Corina Schuler wollte nach ihrer Ausbildung im Detailhandel, die grosse weite Welt sehen und neue Erfahrungen sammeln. So bewarb sie sich bei einer Kreuzfahrtgesellschaft und nahm dort ihre Arbeit auf. Ihr gefiel der Job, obwohl die Mitarbeiter kaum Privatsphäre haben und die Arbeitstage lang sind. So machte sie sich auch im Januar dieses Jahrs wieder auf grosse Reise. Dass sie beim ersten Engagement auf dem Schiff ihre Liebe gefunden hatte, hat auch dazu beigetragen, sich nochmals auf das Abenteuer Kreuzschiff einzulassen.
Und dann kam Corona. Die Reisen wurden abgebrochen und die zukünftigen Touren abgesagt. So war sie wieder in der Schweiz und das ohne Job. Da sie flexibel bleiben wollte, um so bald wie möglich wieder auf dem Schiff anzuheuern, suchte sie eine ebenso flexible Anstellung. Wir suchten zur gleichen Zeit eine Desinfektionsmitarbeiterin, die unsere Praxis während der Pandemie möglichst virenfrei hält.
So hat Corona sie in unsere Praxis geführt, wo sie wahrscheinlich ohne diese Situation nie gelandet wäre. Den ganzen Tag sieht man sie durch die Räume gehen und Türfallen sowie Oberflächen desinfizieren. Sie ist zu einer wertvollen Mitarbeiterin geworden, die heute auch am Empfang aushilft, wenn Not an der Frau ist.
Der Umgang mit verunsicherten Menschen – unsere Praxisassistentinnen
Unsere Praxisassistentinnen sind das Rückgrat unseres Betriebs, ohne sie würde nichts funktionieren. So waren und sind sie auch während der Pandemie diejenigen, welche die veränderte Situation intensiv zu spüren bekommen.
Tülay Ongunyurt ist eine unserer langjährigsten Mitarbeiterinnen und war eine der ersten, die in der neu errichteten Coronazone mitgearbeitet hat. Sie erzählt, anfangs sei es recht chaotisch gewesen und die Abläufe hätten sich erst einspielen müssen. Diese Situation hat die Angestellten sehr gefordert, die Arbeitstage waren lang.
Die Corona-Situation bedeutet für die meisten Menschen Stress. So ist die allgemeine Stimmung angespannter – auch unter unseren Patienten. Die Menschen sind verunsichert und fragen nach, wie sie sich verhalten sollen. Unsere Mitarbeiterinnen erklären, beruhigen und geben Hilfestellung.
Weniger Erklärungsbedarf gibt es bei den Hygieneregeln. Diese sind in der Bevölkerung angekommen und verankert. Die Patienten achten sehr auf korrekte Händehygiene und sind bedacht nicht unnötig irgendwo hinzufassen.
Wir möchten für unsere Patienten so gut wie möglich da sein, gleichzeitig müssen wir die Belastung unserer Mitarbeiterinnen auf einem guten Mass halten. Wir haben seit Anfang der Pandemie Massnahmen getroffen, um die Belastung der Mitarbeiterinnen zu minimieren – allen voran die Teststrasse, inklusive Online-Terminbuchung sowie Anpassung der automatischen Telefonbeantwortung. Diese Massnahmen haben den Stress etwas heruntergefahren, aber trotzdem ist Belastung nach wie vor hoch. Dank der Leidenschaft für ihren Beruf begrüssen unsere Praxisassistentinnen die Patienten dennoch jeden Tag mit einem Lächeln.
Während die Corona-Situation Mirjam und Corina neue Erfahrungen gebracht hat, bedeutet sie für Tülay und das ganze Team der Praxisassistentinnen eine höhere Belastung. Sie sind froh, wenn sich die Situation wieder entspannt.