Halila Murati absolviert in unserer Praxis eine Lehre als medizinische Praxisassistentin und ist bald im dritten Lehrjahr. Wieso sie sich für diesen Beruf entschieden hat und wie der Umstieg von der Schule in den Berufsalltag verlaufen ist, das erzählt sie uns im Interview.
Halila, als MPA arbeitet man sehr nah mit den Patienten, das kann für einen jungen Menschen sehr herausfordernd sein. Warum wolltest Du eine Lehre als MPA machen?
Ich war von klein auf an Krankheiten und Medizin interessiert und wollte immer so viel wie möglich darüber wissen. So habe ich Fernsehsendungen zu dem Thema mit Neugierde verfolgt und auch die Bücher darüber mit Interesse gelesen.
Nach der Schule wollte ich einen Beruf erlernen, in dem man viel Kontakt mit Menschen hat und der einen abwechslungsreichen Alltag mit sich bringt. Die Arbeit als MPA schliesst all das ein.
Wie hast du die Umstellung von der Schule in den Arbeitsalltag einer Arztpraxis erlebt?
Der Anfang war schwer. In der Schule hab ich mich hauptsächlich unter Gleichaltrigen bewegt und habe den ganzen Tag neben meiner Klassenkollegin gesessen. Plötzlich verbringt man den ganzen Tag unter „Erwachsenen“ und möchte mithalten in den Gesprächen und Abläufen. Daran musste ich mich erst gewöhnen.
Die grosse Verantwortung war mir von Anfang an bewusst, auch wie schnell ein Fehler passiert ist. Anfangs traute ich mich nicht nachzufragen. Ich musste zuerst lernen, dass ich viel nachfragen darf und soll.
Meine Ausbildnerin Marta hatte mich gewarnt, dass das viele Stehen zu Beginn Schmerzen in den Beinen verursachen kann. Und so war es auch: die ersten paar Wochen habe ich meine Beine ganz schön gespürt.
„Wir haben im Team ein gutes Verhältnis. Es ist zu einer zweiten Familie geworden.“
Wie viel Zeit verbringst du im Betrieb, wie viel in der Schule und wo bist du lieber?
Eine MPA muss viel medizinisches Wissen haben, um den Beruf auszuüben. Deshalb bestehen die Wochen im ersten Lehrjahr aus drei Tagen Schule und nur 2 Tagen Arbeit in der Praxis.
Jetzt im zweiten Lehrjahr kann ich das Gelernte an vier Tagen pro Woche in der Praxis anwenden und besuche die Schule nur einen Tag wöchentlich.
Im dritten Lehrjahr werde ich dreieinhalb Tage arbeiten und mich eineinhalb Tage in der Woche in der Schule auf die Lehrabschlussprüfung vorbereiten.
Nachdem ich anfangs lieber die Schule besuchte, weil das der bekannte Alltag war, bevorzuge ich heute die Arbeit in der Praxis. Wir haben im Team ein gutes Verhältnis. Es ist zu einer zweiten Familie geworden, denn man teilt viele Erfahrungen miteinander.
„Es gibt Situationen, in denen es schwierig ist, sich nicht emotional einzulassen.“
Was sind die Aufgaben einer lernenden MPA?
Seit Mitte des ersten Lehrjahres mache ich Blutentnahmen für verschiedenste Analysen im Labor. Auch die Assistenz im OP-Saal ist relativ rasch möglich. Verbände und Gipse anzulegen, muss man erst in der Schule erlernen. Diese Aufgabe übernehme ich deshalb erst seit letztem Sommer.
Daneben gibt es viele administrative Aufgaben, wie das Ausfüllen und Versenden von Berichten. Wichtig ist auch die Beantwortung des Telefons. Die unterschiedlichen Aufgaben machen den Alltag so abwechslungsreich.
Der Beruf ist sicher nicht immer einfach. Was ist das Schwierigste?
Es gibt Situationen, in denen es schwierig ist, sich nicht emotional einzulassen. Manche Patienten erzählen mir ihre Sorgen, weinen vielleicht sogar. Wenn man dann seine eigenen Gefühle zulässt, verschlimmert das den Moment nur. Mich hier richtig abzugrenzen und die richtigen Worte zu finden, musste ich erst lernen.
In welchen Momenten freust du dich?
Das schönste für mich war, so gut und rasch im Team aufgenommen zu werden und von Anfang an Respekt zu erfahren. So habe ich mich vom ersten Moment an wohlgefühlt.
Im Umgang mit unseren Patienten freue ich mich immer, wenn sie die Praxis mit einem Lächeln verlassen.
Arbeitsseitig führe ich gerne Tätigkeiten aus, die ich gelernt habe und in denen ich mittlerweile richtig gut bin, wie das Blutabnehmen zum Beispiel. Je mehr man übt, desto besser klappt es. So merke ich, dass ich Fortschritte mache und im Team mithalten kann.
Was war das bisher schlimmste oder unangenehmste Erlebnis?
Aufgrund von Krankheitsfällen war die Praxis leicht unterbesetzt und ich wollte so gut wie möglich helfen. Ein Patient kam zum Aderlass. Als es darum ging, die Nadel aus dem Arm zu ziehen, habe ich mich angeboten, das zu übernehmen. Die Nadel, die dazu benutzt wird, ist sehr dick. Das hatte ich vorher nicht bedacht. Ich zog sie raus. Sofort quoll das Blut aus der Nadel, auch die Einstichstelle blutete. Zum Glück kam nach meinem Rufen rasch ein Arzt und hat geholfen.
Es ist niemandem etwas zugestossen aber mein Schock war gross!
Hast du schon Pläne für nach der Lehre?
Mir schwirren viele Ideen im Kopf herum. Ich möchte auf jeden Fall eine Weiterbildung machen! Die Lehre reicht mir nicht.