Die Schweiz hat den Ärztestopp per Januar 2022 weiter verschärft. Bisher waren z. B. im Kanton Zürich unter andrem Allgemeinmediziner vom Ärztestopp ausgenommen, jetzt sind auch sie davon betroffen. Das bringt die hausärztliche Grundversorgung noch mehr in Schwierigkeiten – es wird eng.
Ärztestopp – Verschiebung ins Spital
Je mehr Ärzte bzw. ambulante Arztpraxen es gibt, desto mehr steigen die Kosten im Gesundheitswesen. Ein Ärztestopp führt folglich zu tieferen Kosten. Diese Auffassung vertreten die verantwortlichen Politiker.
So einfach ist es aber nicht. Die Bevölkerung wird nicht gesünder, je weniger Ärzte es gibt. Was tatsächlich passiert, ist folgendes: Wer keinen Arzt findet, begibt sich ins Spital wenn er krank ist. Die Behandlung im Spital ist fünf- bis zehnmal teurer als die in der ambulanten Arztpraxis.
Dass es bei einer Unterversorgung der ambulanten Behandler eine Verschiebung ins Spital gibt, ist in Studien belegt. Diese finden jedoch bei den Verantwortlichen keine Beachtung.
Die Kantone sind neu an die schweizweite Regelung gebunden
Der Ärztestopp gilt bereits seit geraumer Zeit. Bis im Dezember letzten Jahres konnten die Kantone Ausnahmen zur schweizweiten Regelung beschliessen. Im Kanton Zürich waren deshalb Allgemeinmediziner, Kinderärzte sowie Kinder- und Jugendpsychiater vom Zulassungsstopp ausgenommen. Seit diesem Januar müssen sich alle Kantone an den Ärztestopp halten.
Diese Ärzte dürfen arbeiten
Es ist nicht so, dass sich gar keine ausländischen Ärzte mehr in der Schweiz niederlassen oder praktizieren dürfen. Neben ein paar anderen, einfacher zu erfüllenden Bedingungen müssen Ärzte, die eine Bewilligung zur Berufsausübung möchten, folgendes Kriterium erfüllen:
- eine mindestens dreijährige Tätigkeit an einer anerkannten Weiterbildungsstelle im Fachgebiet, in welchem die Zulassung beantragt wird
Das bedeutet, die Ärzte müssen drei Jahre als Assistenzarzt an einem Spital gearbeitet haben. Dies heisst wiederum, dass fertig ausgebildete Fachkräfte sich nicht mehr in der Schweiz niederlassen können. Es sei denn, sie würden, obwohl sie bereits Facharzt sind, wieder als Assistenten arbeiten. Dies ist aus zwei Gründen nicht möglich. Erstens finden sie keine Stelle und zweitens müsste ein Facharzt der beispielsweise schon 20 Jahre selbständig gearbeitet hat eventuell wieder unter einem jungen Oberarzt mit weniger Erfahrung arbeiten.
Keine Ärzte – keine Termine für Patienten
Bereits heute ist es in ländlichen Gebieten schwierig Nachfolger für etablierte Hausarztpraxen zu finden. Die erneute Verschärfung wird diesen Prozess beschleunigen.
Dass der Stopp gerade jetzt noch in der Pandemiephase, die so viele Kinder und Jugendliche psychisch stark belastet, im Kanton Zürich auf Kinder- und Jugendpsychiater ausgeweitet wird, ist eine sehr unschöne Entwicklung.
Spitäler haben die besseren Karten
Wie bereits erwähnt weichen Erkrankte eher aufs Spital aus, als dass sie keinen Arzt aufsuchen, was ja die Idee hinter dem Ärztestopp ist.
Im Rekrutieren von geeignetem Personal haben Spitäler in der momentanen Situation die besseren Karten. Sie können ausländischen Ärzten einen Ausbildungsplatz anbieten und sie so trotzdem einstellen. Arztpraxen haben diese Möglichkeit nicht.
Dank unserer Grösse arbeiten bei uns sowohl Fachärzte wie auch Assistenzärzte. Unsere Praxis verfügt über eine einjährige Weiterbildungsanerkennung. So können wir Assistenzärzte einstellen und sie so für die Arbeit als Hausarzt und Grundversorger begeistern. Wir leisten damit einen Beitrag dazu, dass in der Schweiz auch in 10 und 20 Jahren noch Hausärzte praktizieren. Allerdings ist im Moment noch unklar, ob ausländischen Ärzten die Weiterbildung in der Praxis für die dreijährige Weiterbildung anerkannt wird.
Wer sich im weiteren dafür interessiert, wie das Bundesamt für Gesundheit aus Sicht der Hausärzte arbeitet, dem sei der Artikel von Dr. med. Felix Huber, Präsident mediX schweiz empfohlen.