Tülay Ongunyurt ist Praxiskoordinatorin in der Praxis am Bahnhof und zieht im Hintergrund die Fäden für einen reibungslosen Ablauf im Sprechzimmer und am Empfang. Sie kennt unsere Praxis und die Menschen, Abläufe und Herausforderungen wie keine Zweite.
Tülay, Du bist ursprünglich gelernte Medizinische Praxisassistentin. Was war der Grund für Deine Berufswahl?
Als ich in der Schule war, wollten viele eine kaufmännische Ausbildung absolvieren -dieser Beruf war richtig «in». Obwohl ich eigentlich wusste, dass mich die Business- und Finanzwelt nicht interessierte, habe ich mich bei der Sulzer beworben und hätte die Lehrstelle auch bekommen. Ich habe weitergesucht, da ich etwas mit Menschen zu tun haben wollte und deshalb im sozialen/gesundheitlichen Bereich arbeiten wollte.
Du hast in unserer Praxis verschiedene Stationen durchlaufen, unter anderem leitende MPA. Heute bist Du Praxiskoordinatorin, wie kam es dazu?
Als meine Kinder noch klein waren, suchte ich eine Stelle, bei der ich abends oder am Wochenende arbeiten konnte. Die Praxis am Bahnhof bot mir ideale Arbeitszeiten und ich stieg als Wochenend-MPA hier ein.
Da ich jemand bin, die sich gerne einbringt und Ideen zur Optimierung von Abläufen hat, habe ich einige Prozessverbesserungen angeregt. Bald hat mir die Geschäftsleitung die Stelle als Co-MPA-Leitung angeboten.
Und dann kam die Pandemie und ich habe mein Pensum hier erhöht. Die Coronazeit war eine grosse Aufgabe für uns alle in der Praxis. Wir mussten teilweise 12-Stunden Schichten übernehmen, auch für uns in der Leitung war es eine herausfordernde Zeit. Danach entstand bei mir der Wunsch mehr in den Hintergrund zu rücken und nicht mehr an der Front zu arbeiten. Als die Stelle der Praxis-Planerin frei wurde habe ich die Gelegenheit ergriffen und bin in diese Position gewechselt.
Mittlerweile hat sich meine Tätigkeit in die einer Praxiskoordinatorin weiterentwickelt.
«Durch die Arbeit mit den unterschiedlichen Spezialisten konnte ich mein Wissen hier deutlich erweitern.»
Was sind genau deine Tätigkeiten?
Ich koordiniere die kurzfristigen Einsätze unseres Personals. Wenn jemand ausfällt, bin ich dafür zuständig, dass genügend MPAs oder Ärzte in der Praxis arbeiten. Deshalb herrscht bei mir von 7 bis 10 Uhr morgens immer Hochbetrieb. Zusätzlich bin ich für alle nicht-fachlichen Anliegen der Ärzteschaft zuständig, ich übernehme die Einarbeitung und bin danach ihre Ansprechperson für alle nicht medizinischen Fragen.
Auch unsere Standorte in Bäch und Winterthur betreue ich organisatorisch und mir obliegt die Leitung der Arztsekretärinnen.
Ich konnte in den vergangenen Monaten viel Struktur ins Tagesgeschäft bringen und Abläufe optimieren. Ich bin sehr glücklich mit meiner momentanen Position und denke, ich kann meine Fähigkeiten optimal einbringen.
Was macht Dir am meisten Freude in Deinem Beruf?
Ich bin jemand, die gerne arbeitet und voller Elan dabei ist. Das heisst, ich gebe viel. Das Schöne hier ist: Es kommt auch viel zurück. Wir haben ein tolles Team. Dieses Geben und Nehmen bereitet mir sehr viel Freude. Ein kleines Beispiel: Neulich fiel ein Arzt für den Samstag aus. Ich habe am Freitagabend um 22 Uhr einen anderen Arzt angefragt und er erschien am nächsten Tag um 8 Uhr morgens zur Arbeit. Solches Engagement fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Was ist eher schwierig?
Wie schon erwähnt, hatte ich bereits viele Positionen inne in der Praxis und ich komme von der Front. Als Wochenend-MPA musste ich über alles Bescheid wissen, also auch mal ein Röntgengerät reparieren oder den Medi-Roboter wieder in Betrieb nehmen. Alle im Betrieb wissen: Tülay weiss Rat. So bin ich oft Anlaufstelle für alle möglichen Fragen und das jeden Tag von 8 bis 20 Uhr. Da muss ich mich teilweise sehr bewusst abgrenzen.
«Wir haben ein tolles, junges Ärzteteam mit einem guten Zusammenhalt.»
Wie ist es in der Praxis am Bahnhof zu arbeiten? Was ist anders in einer kleineren Praxis?
Durch die Arbeit mit den unterschiedlichen Spezialisten konnte ich mein Wissen hier deutlich erweitern. Ich mag kleine familiäre Teams. Hier ist es natürlich weniger familiär als in einer kleinen Praxis, aber immer noch familiär genug um keine anonyme Atmosphäre entstehen zu lassen.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Ärzten und MPAs?
Die Zusammenarbeit mit allen ist sehr gut. Ich schätze das sehr. Wir haben ein tolles, junges Ärzteteam mit einem guten Zusammenhalt.
Was war das bisher schönste, beste oder lustigste Erlebnis, das Du in Deinem Beruf hattest?
Da muss ich nicht lange überlegen. Es kam ein älterer Herr in die Praxis. Ich hatte die Aufgabe, ihm eine Infusion zu legen und diese zu überwachen. Wir kamen ins Gespräch und ich weiss nicht mehr wie wir darauf gekommen sind, aber er fragte mich: Wenn Sie sich jetzt im Moment gerade etwas wünschen könnten, was wäre es? Ich sagte: Ein Kaffee aus dem Starbucks. Eine halbe Stunde später brachte mir jemand, ich glaube es war sein Sohn, einen Starbuckskaffee (der nächste Starbucks ist in Rapperswil). Ich war baff! Das werde ich nie vergessen.
Hast Du berufliche Zukunftspläne?
In naher Zukunft habe ich keine grösseren Zukunftspläne. Ein Traum von mir ist, irgendwann einmal ein kleines Heim für betagte Menschen zu leiten. Ich erachte die Betreuung der älteren Menschen als wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Man findet nur schwer Personal, sowohl in der Pflege wie auch in der Leitung. Hier würde ich mich gerne engagieren.
Was tust Du, um abzuschalten?
Ich gehe jeden Abend joggen. Ich wohne gleich am Waldrand und bin so sofort in der Natur. Ich habe mir erst kürzlich eine Stirnlampe gekauft, um auch jetzt in der Dunkelheit unterwegs sein zu können.
Ausserdem reise ich sehr gerne. Ich besuche am Wochenende liebend gern andere Städte. So nehme ich auch längere Trips für kurze Aufenthalte in Kauf, weil der Szenenwechsel mein Leben sehr bereichert.