Jetzt sind sie wieder unterwegs – die Böötli auf den Flüssen und Seen dieses Landes. Die Kinder geniessen das Wasser in Planschbecken, Badis und offenen Gewässern. Jedes Jahr ertrinken durchschnittlich 45 Menschen in der Schweiz. Diese Zahl ist hoch – es kann gar nicht genug auf die Wichtigkeit dieses Themas hingewiesen werden.
Ein paar Zahlen
Die von der BFU (Beratungsstelle für Unfallverhütung und der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG) ins Leben gerufene Austauschplattform «Wasser-Sicherheits-Forum WSF» gibt jedes Jahr Statistiken zum Ertrinken in der Schweiz heraus.
Jährliche Schwankungen
Je heisser es ist, desto mehr Menschen halten sich am Wasser auf. Dementsprechend ertrinken in einem verregneten Sommer deutlich weniger Menschen. Die vergangenen Hitzesommer haben die Statistik in die Höhe getrieben.
Grösste Risikogruppe – junge Männer
Man könnte meinen, es geschähen am meisten Unfälle mit Personen im nicht schwimmfähigen Alter ergo mit kleinen Kindern. Dem ist aber nicht so! Die grösste Risikogruppe stellen junge Männer im Alter zwischen 15 und 30 Jahren dar. Also sobald die erzieherische Aufsicht altersgegeben nachlässt, die Stimme der Vernunft aber noch nicht laut genug ist. Da Männer risikofreudiger sind als Frauen, führt das maskuline Geschlecht die Statistik an.
Die öffentliche Badeanstalt ist sicherer
Die meisten Unfälle ereignen sich in Flüssen oder Seen. Im Freibad ist die Wahrscheinlichkeit von einem Bademeister gerettet oder auf Gefahren hingewiesen zu werden sehr viel grösser als an einem Badestrand ohne Aufsichtspersonal.
Wo geschehen die Ertrinkungsunfälle?
46% im Fliessgewässer
46% im stehenden Freigewässer
5% in öffentlichen Badeanstalten
3% andere Unfallorte
Die ausführlichen Zahlen sind im Paper des «Wasser-Sicherheits-Forum WSF» zu finden.
Fast alle Ertrinkungsunfälle sind vermeidbar
Fast immer führen Unachtsamkeit, falsche Gefahreneinschätzung und Überschätzung zu einem Ertrinkungsunfall und könnten daher vermieden werden.
Unachtsamkeit
Die meisten Eltern wissen es: es braucht für ein Kleinkind nur 20 Sekunden und 10 Zentimeter hochstehendes Wasser, um lautlos zu ertrinken. Aus diesem Grund sollte man ein kleines Kind nie aber auch gar nie alleine in einem Planschbecken lassen. Auch bei den grösseren Kindern, die noch nicht oder nur schlecht schwimmen können, ist äusserste Vorsicht geboten!
Falsche Gefahreneinschätzung
Wer sich in nordischen Ländern in Meeresnähe aufhält, der sieht überall Schwimmwesten. In den Hauseingängen, auf den Booten, in Ufernähe. In der Schweiz sind wir viel unvorsichtiger unterwegs – die meisten Böötler tragen keine Schwimmweste. Diese rettet aber Leben – 80% der tödlichen Bootsunfälle hätten mit Weste als lustige Anekdote anstatt als tragisches Ereignis geendet.
Ein grosser Gefahrenherd hierzulande sind auch die Flüsse auf denen sich die Spassgesellschaft tummelt. Sie binden Gummiboote zusammen und nehmen statt Schwimmwesten Bierflaschen mit auf die Fahrt. Immer wieder unterschätzen die Menschen die Gefahren von Wehren, wie der Tagesanzeiger unlängst berichtete «Die Limmat ist nicht das Alpamare».
Überschätzung
In der Schweiz ist der Schwimmunterricht in den meisten Stundenplänen fest verankert. Deshalb kann sich der Grossteil der Bevölkerung über Wasser halten. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass ausländische Nichtschwimmer den Schwimmerfahrenen beim Baden zusehen, es ihnen gleichtun wollen und sich überschätzen. Solche Aktionen enden oft tödlich.
Vorsicht vor zweitem Ertrinken
Es gibt auch die fast tödlichen Unfälle, bei denen das Kind oder der Erwachsene gerade noch gerettet werden kann. Hier muss man genau beachten, wie der Unfall von statten ging. Hat die Person schon Wasser eingeatmet? Dann besteht die Gefahr des sogenannten zweiten Ertrinkens. Die Lungen haben sich beim Versuch einzuatmen mit mehr oder weniger Wasser gefüllt. Dies kann auch Stunden nach dem Vorfall zu Atemnot oder einer chemischen Lungeninfektion führen, die tödlich enden kann.
Deshalb gilt es im Zweifelsfall nach einem solchen Unfall immer einen Arzt bzw. Kinderarzt aufzusuchen, der die Situation beurteilen kann.