12 Milliarden Franken – so viel kostet das Schweizer Gesundheitswesen. Dieser gesamte Betrag wird über den veralteten Ärztetarif Tarmed abgerechnet. Die neue Tarifstruktur Tardoc wurde vom Bundesrat zurückgewiesen. Es stehen weitere schwierige Jahre vor den ärztlich tätigen Berufsgruppen.
Online Konsultationen? Kennt der Tarmed nicht
Jede ärztlich Leistung muss in der Schweiz über einen offiziellen Tarif abgerechnet werden. Bis jetzt ist das der Tarmed, dieser sollte eigentlich bald mit durch das neue Tarifwerk Tardoc ersetzt werden. Wir berichteten bereits in einem vorherigen Blogbeitrag darüber.
Der Tarmed ist bald 20 Jahre alt und zudem unflexibel in der Umgestaltung. Hier einige Beispiele dazu:
Online Konsultationen gab es vor 20 Jahren nicht, logischerweise gibt es dazu auch keine Position im Tarif, um diese zu verrechnen. Da der Tarmed so starr ist, ist es auch nicht möglich, diese Position einfach hinzuzufügen.
Die Operation eines grauen Stars benötigt heutzutage viel weniger Zeit als. Anfang der Nullerjahre war dies noch ein viel umfangreicheres Unterfangen. Dementsprechend hochpreisig wird der Eingriff im Tarmed abgerechnet.
Die Lasertechnologie hat sich in der Medizin in den letzten Jahren bei vielen Behandlungen bewährt und etabliert, allen voran in der Dermatologie. Laser? Dazu sind im Tarmed wenige unbrauchbare Positionen vorhanden. Dies bedeutet, die Patienten müssen viele Behandlungen selber bezahlen, die eigentlich über die Grundversicherung laufen sollten oder man wendet ein älteres und weniger wirksames Verfahren an, das im Tarmed vorkommt.
Auswirkungen des veralteten Tarifs
Chirurgen können heute viele ambulante Eingriffe in viel kürzerer Zeit abwickeln als vor 20 Jahren. Was bedeutet, dass sie mit dem alten Tarifsystem viel mehr verdienen können. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in den Verdienstmöglichkeiten der unterschiedlichen Fachbereiche.
Der Tarmed zwingt Ärzte teilweise bei neueren Verfahren Tarifpositionen für ähnliche Leistungen abzurechnen, da es das angewandte Verfahren schlichtweg im Tarif nicht gibt. Dies ist zwar offiziell nicht richtig, aber geduldet und akzeptiert. Alle Beteiligten wissen: Ihnen bleibt keine andere Wahl.
Verständnislosigkeit nach Bundesratsentscheid
Der Bundesrat hat den Tardoc nun abgelehnt und weitere Nachbesserungen bis Ende 2023 verlangt. Damit nimmt er bewusst in Kauf, dass die bestehende unbefriedigende Praxis für viele weitere Jahre bestehen bleibt. Es handelt sich beim Tardoc um einen Tarif, bei dem alle ärztlichen Fachrichtungen und der Krankenkassenverband curafutura mitgesprochen haben und hinter dem alle stehen. Nur schon dies ist eine beachtliche Leistung der Projektverantwortlichen, die erneute Absage ist darum für die Beteiligten ein herber Schlag.
Hausärzte und Fachspezialisten stehen voll und ganz hinter dem Tardoc
Die FMH hat den Tarif mitgestaltet und so sichergestellt, dass er im Alltag anwendbar ist und die Leistungen zu fairen Preisen verrechnet werden können. Deshalb stehen die Haus- und Fachspezialisten voll und ganz hinter dem Tardoc! Er kommt Patienten wie Ärzten gleichermassen zu Gute!