Medikamente retten Leben! Aber sie kosten auch Leben. In den USA ist es die vierthäufigste Todesursache. Hierzulande wäre die Statistik wohl ähnlich, würden Todesfälle durch Medikamente in demselben Umfang erforscht. Wer regelmässig Medikamente einnimmt, sollte diese immer wieder überprüfen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkung
Fast alle Medikamente haben Nebenwirkungen. Die einen sind vernachlässigbar, andere nicht. So können durch vermeintlich banale oder alltägliche Medikamente Organe geschädigt werden. Nimmt man mehrere Medikamente ein, können gefährliche Wechselwirkungen entstehen. Medikamenteninteraktionen können sowohl eine Wirkung verstärken als auch die Wirkung gegenseitig aufheben. Wie schon Paracelsus sagte: Die Dosis macht das Gift.
«War doch nicht verschreibungspflichtig, ist ja nur pflanzlich»
Man geht davon aus, dass Arzneimittel, die nicht verschreibungspflichtig sind weniger gefährlich sind als diejenigen, die der Arzt verschreibt. «Und pflanzliche machen ja schon gar nichts». So einfach ist es aber nicht, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
Die meisten Frauen, welche die Antibabypille nehmen, haben es schon gehört: Johanniskraut kann deren Konzentration im Blut senken und die Wirkung aufheben. Eine unerwünschte Schwangerschaft kann die Folge sein.
Was wahrscheinlich die wenigsten wissen: Ginko (z.B. Tebokan oder Memoria) verdünnt das Blut. Das heisst, wer zum Beispiel eines oder mehrere blutverdünnende Medikamente einnimmt, sollte auf Ginko-Präparate verzichten. Der Verzehr von viel Knoblauch hat denselben Effekt.
Auch gängige Schmerzmittel sind nicht ohne. Tonopan oder Voltaren mit dem Wirkstoff Diclofenac können zu Leberversagen führen. Ibuprofen kann Magenblutungen auslösen.
Sogar Lebensmittel können einen Einfluss haben: Grapefruit zum Beispiel führt zu einer Konzentrationserhöhung vieler Medikamente und damit zu einer Wirkungsverstärkung. Überdosierungszeichen und dosisabhängige Nebenwirkungen sind die Folge.
Fragen Sie Ihren Arzt oder den Spezialisten
Das obligate und oft belächelte „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ bei jeder Arzneimittelwerbung kommt also nicht von ungefähr. Auch wenn die meisten Nebenwirkungen selten sind, lohnt es sich doch immer den Körper nach der Einnahme eines Medikaments genau zu beobachten und Reaktionen mit der Fachperson zu besprechen.
Ab 65 Jahren wächst das Pillendöschen
Viele ältere Personen nehmen regelmässig mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Ein Grund dafür kann sein, dass sie verschiedene Ärzte konsultieren, die von den Verschreibungen der anderen nichts wissen. Wer mehr als fünf Medikamente einnimmt, begibt sich am besten zum Spezialisten.
Lesen Sie zu dem Thema auch den Blogbeitrag „Zu viele ältere Menschen nehmen Cholesterinsenker“
Eigenes Fachgebiet klinische Pharmakologie
So wie es Fachärzte für Gynäkologie und Dermatologie gibt, existiert ein eigenes Fachgebiet für klinische Pharmakologie. Unser Arzt Ali Sigaroudi trägt diesen Titel. Er hat sich Medikamenten und ihren Wirkungen und Wechselwirkungen verschrieben. Während seiner Facharztausbildung hat er viel Forschung in dem Bereich betrieben und ein Programm entwickelt, das Medikamente miteinander vergleicht und auf unerwünschte Wechselwirkungen prüft.
Zur Zeit ist er daran, zusätzlich seinen Facharzt Allgemeine Innere Medizin zu absolvieren und arbeitet bei uns als Hausarzt. So werden durch ihn Krankheitsursachen entdeckt, die ansonsten eventuell verborgen geblieben wären. Wie zum Beispiel die Achillessehnenschmerzen einer Patientin, die durch ein Antibiotikum verursacht wurden.
Weniger ist mehr
Für Medikamente gilt grundsätzlich: so wenig wie möglich – so viel wie nötig. Hinterfragen Sie Medikamente. Es geschieht immer wieder, dass eine Krankheit mit einer Arznei behandelt wird, dann abklingt und man vergisst einfach das Medikament wieder abzusetzen. Fragen Sie Ihren Arzt immer wieder, ob ein Medikament wirklich noch notwendig ist.
Melden Sie Ihrem Arzt grundsätzlich jede Tablette und jedes Pülverchen, das Sie einnehmen, auch wenn Sie es für unbedeutend halten.
Wenn Sie unsicher betreffend Ihrer Medikamente sind oder Veränderungen an sich beobachten, kommen Sie jederzeit in die Sprechstunde bei unseren Hausärzten oder bei Ali Sigaroudi.