Dr. med. Gabriela Mathieu stammt aus Rumänien, ist Kardiologin und arbeitet seit Kurzem in unserer Praxis. Sie erzählt uns aus ihrem Berufsalltag mit vielen brenzligen Situationen und wie exakt die Diagnostik in der Kardiologie sein muss.
Dr. Mathieu wollten Sie schon immer Ärztin werden?
Ich kann Menschen nicht leiden sehen – das konnte ich noch nie. Deshalb hatte ich schon als Kind den Wunsch Ärztin zu werden, um den Menschen helfen zu können.
„Das Herz ist makellos: die elektrischen Kanäle, die Klappen, jeder einzelne Bestandteil funktioniert perfekt!“
Dr. Mathieu, Sie haben sich für die Fachrichtung Kardiologie entschieden. Weshalb und was gefällt Ihnen daran?
Während des Medizinstudiums habe ich bemerkt, was für ein faszinierendes Organ das Herz ist. Im zweiten Jahr, nachdem ich die Physiologie des Herzens studierte hatte, wurde mir klar: es kann nur die Kardiologie sein!
Das Herz ist makellos: die elektrischen Kanäle, die Klappen, jeder einzelne Bestandteil funktioniert perfekt! Es ist das einzige Organ, das sich bewegt und Energie produziert. Ich meine, es erzeugt ein elektromagnetisches Feld! Ich fand und finde das faszinierend!
Was mir an der Kardiologie auch gefällt: Man steht ständig unter Strom und muss blitzschnelle Entscheidungen treffen. Dieses Arbeiten am Limit mag ich.
Braucht eine Kardiologin besondere Fähigkeiten?
In der Kardiologie gibt es sehr viele Notfälle und brenzlige Situationen. Man muss immer auf der Hut sein, denn wer nicht bei der Sache ist, kann einen Patienten innerhalb von Minuten verlieren.
Deshalb muss die Kardiologin in stressigen Notfallsituationen, die psychisch belastend sein können, jederzeit einen klaren Kopf behalten. Nur so kann sie die richtigen und überlebenswichtigen Entscheidungen für den Patienten zu treffen.
Welche Probleme treffen Sie am häufigsten in Ihrem Sprechzimmer an?
Die häufigsten Gründe, warum die Patienten zu mir kommen, sind Herzrasen, Bluthochdruck, Schmerzen im Brustbereich und Kurzatmigkeit.
Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Das ist ganz klar, die richtige Diagnose zu stellen und daraus die richtigen Massnahmen zu definieren. Die Diagnostik in der Kardiologie bewegt sich in einem sehr hohen Detailgrad. Eine Sprechstunde bei mir dauert mindestens eine Stunde und ich erstelle sehr viele verschiedene Berechnungen für jeden Patienten. Man muss alle noch so kleinen Aspekte miteinbeziehen, um die geforderte Präzision zu erreichen.
Was sind die häufigsten Behandlungsarten?
Akute Herzerkrankungen verweise ich sofort ans Spital. Bei einem stabilen Patienten erstelle ich meistens einen auf ihn abgestimmten Therapieplan. Dieser umfasst zum Beispiel eine medikamentöse Behandlung, Ernährungsberatung und ein körperliches Bewegungsprogramm.
„Die Ursache einer Herzerkrankung ist vielfach ein ungesunder Lebensstil.“
Was war die schönste oder lustigste Geschichte, die Sie je mit einem Patienten erlebten?
Ich habe in meiner Laufbahn als Kardiologin viele schöne Geschichten erlebt. Eine, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist eine junge Frau, bei der ich eine genetische Krankheit diagnostizierte, das Marfan-Syndrom.
Bei dieser Krankheit ist die Gefahr sehr gross, während der Schwangerschaft einen Aorta-Riss zu erleiden. Wir haben die Frau erfolgreich operiert. Sie war tatsächlich einige Zeit später schwanger und hat ihren Sohn zur Welt gebracht. Ich dufte ihn kennenlernen. Das war ein sehr spezielles und schönes Gefühl.
Wann freuen Sie sich in Ihrem Beruf?
Immer wenn ich sehe, dass sich einer meiner Patienten aufgrund meiner Behandlung besser fühlt.
Wann ärgern Sie sich in Ihrem Beruf?
In der heutigen Medizin stehen uns so viele Mittel zur Verfügung und trotzdem kommt es manchmal vor, dass ich einem Patienten nicht mehr helfen kann. Das ist das Schlimmste für mich. Glücklicherweise geschieht dies nicht oft.
Haben Sie Wünsche an Ihre Patienten?
Die Ursache einer Herzerkrankung ist vielfach ein ungesunder Lebensstil. Eine Änderung der Lebensweise ist deshalb in den meisten Fällen unumgänglich. Manche Patienten erkennen dies nicht. Sie glauben, wenn sie operiert werden oder die Medikamente einnehmen, reiche das schon. Es reicht aber leider nicht, sie sitzen dann bald wieder in meinem Sprechzimmer.