Hormone spielen bei vielen, oft lebenswichtigen Vorgängen im Körper eine Rolle. Die Botenstoffe regeln nämlich unter anderem den Energie- und Wasserhaushalt, das Wachstum und die Fortpflanzung. Das Zusammenspiel der Hormone ist präzise aufeinander abgestimmt. Der Hormonhaushalt befindet sich idealerweise im Gleichgewicht. Äussere Einflüsse oder Krankheiten können den Hormonhaushalt jedoch rasch ins Schwanken bringen.
Wo entstehen Hormone?
Die meisten Hormone werden von sogenannten endokrinen Drüsen gebildet und ins Blut abgegeben. Man spricht dann von glandulären Hormonen, was so viel bedeutet wie „zu einer Drüse gehörend“. Über den Blutkreislauf erreichen sie ihren Wirkungsort im Körper. Wichtige endokrine Drüsen sind:
- die Bauchspeicheldrüse
- die Keimdrüsen (Hoden und Eierstöcke)
- die Schilddrüse
- die Nebenschilddrüsen
- die Nebennieren
- die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
Neben den glandulären Hormonen gibt es noch die Gewebshormone oder auch Zellhormone genannt. Diese werden nicht in Drüsen gebildet und auch nicht übers Blut transportiert. Ihr Bildungsort sind einzelne Zellen, wo sie auch direkt wirken, in dem sie die benachbarten Zellen beeinflussen. Auch Organe können Hormone bilden, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Funktion. Ein gutes Beispiel sind die Nieren. Sie reinigen das Blut von Schadstoffen, bilden aber auch das Hormon Erythropoetin (EPO), welches wiederum die Bildung von Blutzellen im Knochenmark anregt.
Exakt so viel wie nötig!
Um einen Vorgang im Körper zu steuern, wird die Menge der freizusetzenden Hormone auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt. Ein Beispiel: der Zuckerhaushalt wird durch das Hormon Insulin reguliert. Gebildet wird Insulin in der Bauchspeicheldrüse. Es sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt, die ihn als Energiequelle nutzen. Je nach dem, wann und was man gegessen hat, enthält das Blut unterschiedlich viel Zucker. Beim gesunden Menschen reagiert die Bauchspeicheldrüse auf diese Veränderungen. Ist viel Zucker im Blut, gibt sie mehr Insulin ab. Ist der Blutzuckerspiegel gering, schüttet sie weniger Insulin aus.
Oft beeinflusst ein Hormon aber nicht nur eine einzelne Körperfunktion. Wenn das Blut viel Zucker enthält und deshalb viel Insulin ausgeschüttet wird, bremst das auch die Fettverbrennung. So nutzen Zellen zuerst den im Blut vorhandenen Zucker als Energiegewinnung und nicht etwa verfügbares Fett.
Welche Hormone steuern welche Körperfunktionen?
Der Hormonhaushalt ist kompliziert. Jedes Hormon hat zwar bestimmte Grundfunktionen und regelt einen Vorgang im Körper aber oft gemeinsam mit anderen Hormonen. Gleichzeitig kann ein Hormon auch mehrere andere Abläufe beeinflussen.
Der Energiehaushalt
Das Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sorgt dafür, dass Zellen Zucker als Energiequelle aufnehmen können. Dabei spielen aber noch weitere Hormone eine Rolle, vor allem die Schilddrüsenhormone T3 und T4 . Sie kurbeln Stoffwechselvorgänge im Körper an, die Energie und damit auch Zucker benötigen. So lassen sie zum Beispiel die Körpertemperatur ansteigen und das Herz schneller schlagen.
Auch die „Stresshormone“ erhöhen den Energieverbrauch. Adrenalin wird bei Angst und Anstrengung aus den Nebennieren ins Blut abgegeben und erhöht den Puls und den Blutdruck. Ausserdem setzt es Zucker und Fett frei, damit sie als Energielieferanten zur Verfügung stehen und den Körper in Notsituationen in sofortige Handlungsfähigkeit versetzen. Die Glukokortikoide aus der Nebennierenrinde haben ähnliche Effekte. Cortisol zum Beispiel regt bei körperlichem oder geistigem Stress den Stoffwechsel an. Dieser stellt daraufhin zusätzliche Energie zur Verfügung. Meistens produziert der Körper in den frühen Morgenstunden mehr Cortisol, damit man bereit ist, in den Tag zu starten.
Der Wasser- und Salzhaushalt
Die Nieren scheiden mit dem Urin Wasser und Salze aus. Hormone wie Aldosteron, Renin und Angiotensin helfen dabei, die Wasser- und Salzausscheidung zu regulieren und dadurch den Blutdruck zu beeinflussen. Ein weiteres beteiligtes Hormon stammt aus dem Hypothalamus im Gehirn. Das ADH (antidiuretisches Hormon) kann die Urinausscheidung drosseln, wenn nötig.
Der Knochenstoffwechsel
Der Knochenstoffwechsel benötigt Kalzium und Phosphat. Diese beiden Mineralstoffe haben verschiedene Funktionen im Körper. In den Knochen dienen sie als Baumaterial. Wenn Knochen wachsen, werden sie eingebaut. Werden an anderer Stelle genau diese Mineralstoffe benötigt, können sie wieder aus den Knochen herausgelöst werden. Hormone sorgen dabei für ein gesundes Gleichgewicht. Das Parathormon aus den Nebenschilddrüsen fördert unter anderem den Knochenabbau und lässt den Kalziumspiegel im Blut steigen. Das Hormon Kalzitonin, das in der Schilddrüse gebildet wird, kann den Kalziumspiegel wieder senken. Neben Parathormon und Kalzitonin sind auch Wachstums- und Sexualhormone am Knochenstoffwechsel beteiligt. Und auch das Vitamin D spielt eine Rolle (dieses ist übrigens ein Prohormon, also eine Hormon-Vorstufe und wird „nur“ aus historischen Gründen als Vitamin bezeichnet). Es regelt unter anderem, wie viel Kalzium im Darm aus der Nahrung aufgenommen wird.
Die Entwicklung und Sexualität
Wachstumshormone wie das Somatotropin regen die Zellteilung und das Zellwachstum an und greifen in den bereits erwähnten Energie- und Wasserhaushalt ein. Dadurch fördern sie das Wachstum des Körpers. Ab der Pubertät wirken zusätzlich die Sexualhormone auf den Körperbau. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron aus den Hoden fördert etwa den Muskelaufbau und sorgt für eine stärkere Behaarung. Die weiblichen Geschlechtshormone aus den Eierstöcken, die Östrogene, regen das Wachstum der Brustdrüsen an. Unter dem Einfluss der Sexualhormone reifen die Geschlechtsorgane und nehmen ihre Funktion auf. Bei Frauen regeln die Hormone auch den weiblichen Zyklus und die körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft. Nicht zuletzt sind die Hormone für die sexuelle Lust verantwortlich.
Wenn der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät
Krankheitsursachen gibt es viele. Einige davon haben mit dem Hormonhaushalt zu tun. So kann es durchaus sein, dass man eine Krankheit entwickelt, weil von einem Hormon plötzlich zu viel, zu wenig oder gar nichts mehr produziert wird. Ein typisches Beispiel für „zu viel“ ist die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Dadurch ist der Stoffwechsel überaktiv. Das kann beispielsweise zu Herzrasen, Durchfall und Gewichtsverlust führen. Hingegen bildet bei der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone und es kann zu Müdigkeit, Leistungsabfall und einer unkontrollierten Gewichtszunahme kommen, trotz normaler Ernährung. Beim Diabetes mellitus Typ 1 bildet die Bauchspeicheldrüse nur noch sehr wenig oder eben gar kein Insulin mehr. Hier entsteht die Krankheit, weil die Hormonproduktion zum Erliegen kommt.
Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Symptome einer Hormonstörung können je nach Grundursache stark variieren und sind meist unspezifischer Art. Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Schweissausbrüche, Konzentrations- oder Schlafstörungen sowie grundlose Gewichtszunahme oder –abnahme können einen Hinweis auf einen gestörten Hormonhaushalt sein. Eine ärztliche Abklärung schafft Klarheit. Unsere Allgemeinmediziner nehmen sich Ihrem Anliegen gerne an.
Haben Sie gewusst? Hormone werden nicht nur vom Körper gebildet, sie werden in synthetischer Form auch als Medikamente eingesetzt. Beste Beispiele sind Insulin bei Diabetes oder die Antibabypille zur Unterdrückung des Eisprungs.