Seit Juni 2020 arbeitet Noemi Zumbrunn als MPA in unserer Praxis. Sie schätzt die Vielseitigkeit an ihrem Beruf und fühlt sich bereits sehr wohl an ihrem neuen Arbeitsort.
Frau Zumbrunn, was war der Grund für Ihre Berufswahl als MPA?
Schon als kleines Kind war mein Lieblingsspielzeug der „Dökterlikoffer“ und ich habe alle verarztet, die ich konnte. Ich wollte schon immer einen Beruf im Gesundheitswesen ergreifen und den Menschen so helfen. Als ich dann in der Oberstufe eine Schnupperlehre als MPA gemacht habe, wusste ich sofort: Das ist es!
Was genau sind Ihre Tätigkeiten?
Der Beruf ist sehr vielseitig, ich begrüsse den Patienten und nehme ihn entgegen, bei kleinen Unfällen mache ich die Wundreinigung, die Vorbereitung für den Arzt und am Schluss verbinde ich die Wunde. Auch PC-Arbeiten, das Röntgen, die Vergabe von Terminen und die Beratung am Telefon gehören dazu.
Oftmals, wenn die Leute anrufen, brauchen sie einfach jemanden, der ihnen zuhört und gar nicht wirklich einen Arzt, man ist also auch ein bisschen seelsorgerisch tätig. Als MPA muss man einschätzen können, ob jemand wirklich sofort Hilfe braucht oder ob es noch etwas warten kann. Mit der Zeit kennt man die Stammpatienten, man weiss, wenn der Herr Soundso anruft, dann ist Alarmstufe rot, weil der immer bis zur letzten Minute wartet.
«Die Praxis am Bahnhof ist ein halbes Spital»
Was macht Ihnen am meisten Freude?
Von allen Tätigkeiten arbeite ich fast am liebsten am Empfang und begrüsse die Patienten! Glücklich macht mich, wenn die Leute zufrieden und gut versorgt die Praxis wieder verlassen.
Was ist das Schwierigste in Ihrem Beruf?
Wenn ich erfahre, dass ein Patient eine schlimme Diagnose hat, trifft mich das oft sehr und es ist dann schwierig, diese Gedanken in der Praxis zu lassen. Schlimm ist auch, wenn wir jemandem nicht mehr helfen können. In diesen Momenten ist es wichtig sich mit den Kolleginnen auszutauschen, das hilft! Zum Glück kommt dies nicht oft vor.
Gefällt es Ihnen in der Praxis am Bahnhof zu arbeiten? Was ist anders als an anderen Orten, beispielsweise in einer Einzelpraxis?
Es gefällt mir sehr! Die Praxis am Bahnhof ist ein halbes Spital. Hier arbeiten Allgemeinmediziner und viele Spezialisten – es ist immer etwas los! Wir sind ja auch noch eine Notfall-Walk-in Praxis, du weisst am Morgen nie, wie der Arbeitstag abläuft! Wer es mag, wenn viel läuft, ist hier richtig! Natürlich gibt es auch ruhigere Tage, zum Beispiel wenn das Wetter schön ist, merkt man das schon.
Obwohl wir so ein grosses Team sind, sind wir wie eine Familie. Wir sind füreinander da und helfen, wo wir können. Es ist auch wichtig, dass man offen kommunizieren kann, wenn so viele Menschen miteinander arbeiten. Nichts wird hinter dem Rücken der anderen besprochen. Das ist nicht in allen Praxen so und darum auch nicht selbstverständlich.
«Es gibt ganz viele schöne Momente in diesem Beruf.»
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Ärzten?
Ich empfinde die Zusammenarbeit als ganz entspannt. Mit der Zeit, wenn man sich besser kennt, weiss man wie der Arzt funktioniert und kann gut zusammenarbeiten. Es ist eine Teamarbeit. Der Arzt hat zwar das letzte Wort und trägt natürlich die Verantwortung, aber als MPA kann ich auch mein Wissen und meine Erfahrung einbringen und auch auf etwas hinweisen. Die meisten Ärzte schätzen das.
Was war das bisher schönste oder beste oder lustigste Erlebnis in Ihrer Zeit als MPA?
Es gibt ganz viele schöne Momente in diesem Beruf. Mit einigen Patienten hatte ich ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut, sie haben mir Dinge anvertraut, die sie dem Arzt nicht sagten. Es ist sehr bereichernd, wenn man zu den Patienten eine Bindung aufbaut.
Ich freue mich auch immer sehr, wenn ein Patient eine Krankheit überstanden hat! Trotzdem muss man darauf achten, sich nicht zu stark zu involvieren, sonst erträgt man die unschönen Geschichten nicht.
Was war das bisher schlimmste oder unangenehmste Erlebnis?
Bei meinem früheren Arbeitgeber hatten wir eine Patientin, die wegen einer Routinekontrolle bei uns war. Sie hatte keine schwerwiegende Diagnose, geschweige denn etwas am Herzen. Nach der Konsultation beim Arzt ist sie plötzlich an unserem Empfang zusammengebrochen. Wir haben natürlich sofort mit der Reanimation begonnen.
Man wird in der Ausbildung zwar auf einen solchen Moment vorbereitet, trotzdem war es schlimm, den ganzen Prozess mitanzusehen. Niemand von uns weder Hausärzte noch MPAs waren routiniert, wir waren ja kein Notfall im Spital.
Ich war auch schockiert, wie die anderen Patienten teilweise reagierten. Wir alle Ärzte und MPAs waren natürlich mit der lebensbedrohenden Situation beschäftigt. Einige beschwerten sich, weil sie länger warten mussten.
Gibt es berufliche Zukunftspläne?
Ganz sicher möchte ich die Weiterbildung als Medizinische Praxiskoordinatorin absolvieren. Eventuell mache ich weitere Kurse wie Diabetesberatung. Ich möchte auf jeden Fall mein Wissen erweitern.
Was tun Sie, um abzuschalten?
Mir hilft das Kochen, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich treffe mich auch gern mit Freunden auf einen Drink abends.