Eine akute Entzündung lässt sich in der Regel leicht diagnostizieren und ist nicht von langer Dauer. Die typisch sichtbaren Symptome sind Rötung, Überwärmung, Schmerzen, Schwellung und Funktionseinschränkungen. Immer mehr Menschen sind heutzutage aber von chronischen Entzündungen betroffen. Diese breiten sich eher unbemerkt und oft auch schleichend im Körper aus. Die Anzeichen sind weniger präzise und häufig nicht zuzuordnen. Zu diesen chronischen Entzündungen gehören auch die Autoimmunerkrankungen.
Ein Schnitt, ein leichter Sonnenbrand, ein harmloser Insektenstich: Die Entzündung, die sich daraus ergeben kann, ist keine Erkrankung, sondern eine Immunreaktion des Körpers. Dieser setzt alles daran, die entstandenen „Schäden“ zu reparieren. Eine Entzündung ist also ein Schutzmechanismus vom körpereigenen Immunsystem gegen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Parasiten, Fremdkörper (z. B. Dreckpartikel) und geschädigte Zellen. Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, klingen die Symptome ab und kommen auch nicht wieder.
Immunreaktion bei chronischer Entzündung
Verbannt das Immunsystem die schädlichen Keime in einer bestimmten Zeit nicht vollständig aus dem Körper, kann eine harmlose Entzündung schnell einen chronischen Verlauf nehmen. Bindehaut- oder Nasennebenhöhlenentzündungen sowie Bronchitis zählen beispielsweise zu dieser sekundär chronischen Form. Auch Autoimmunerkrankungen sind chronisch entzündliche Prozesse. Ihnen geht aber keine akute Entzündung voran, weshalb man dann von primär chronischer Erkrankung spricht. Die bekanntesten Autoimmunerkrankungen sind:
Es gibt etwa 100 unterschiedliche Arten primär chronischer Entzündungen. Weltweit sind 5 – 8 % der Bevölkerung von einer Autoimmunerkrankung betroffen. Tendenz steigend.
Autoimmunerkrankung und ihre Entstehung
Eine zentrale Rolle in der Immunabwehr spielen spezielle weisse Blutkörperchen – die T-Lymphozyten. Sie werden bereits im Kindesalter in der Thymusdrüse „geschult“, sodass sie in der Lage sind zwischen körpereigen und fremd, also Freund und Feind, zu unterscheiden. Das Immunsystem schützt somit Menschen vor Viren, Bakterien, Parasiten indem es sämtliche Fremdstoffe erkennt und verbannt. Bei Autoimmunkrankheiten versagt dieser Mechanismus. Das heisst, die Immunzellen greifen nicht nur körperfremde, sondern auch körpereigene, gesunde Strukturen an und beschädigen diese. Nicht selten verlieren das betroffene Gewebe oder die betroffenen Zellen bei diesem irrtümlichen Angriff ihre komplette Funktion. Im schlimmsten Fall kann das zu einem lebensbedrohenden Zustand führen.
Welche Ursachen haben Autoimmunerkrankungen?
Warum bei manchen eine Autoimmunerkrankung entsteht und bei anderen nicht, ist nicht endgültig geklärt – trotz intensiver Forschung. Es gibt anerkannte Hypothesen, die besagen, dass Erbfaktoren in Kombination mit äusseren Einflüssen eine Rolle spielen. So können vererbte Gene eine Krankheitsanfälligkeit bei einzelnen Personen erhöhen. Kommen äussere Einflüsse wie Infektionen, Umweltbelastungen oder Medikamente hinzu, kann dies eine Erkrankung begünstigen. Auch Ernährung, Schwangerschaften oder Veränderungen des Hormonhaushaltes beeinflussen möglicherweise die Entstehung einer Autoimmunerkrankung. Nicht zuletzt deshalb sind Frauen häufiger von einer Autoimmunerkrankung betroffen.
Wie wird eine Autoimmunerkrankung festgestellt?
Oft ist es ein schwieriges und langwieriges Verfahren bis es zur Diagnose „Autoimmunerkrankung“ kommt. Anhand der vorliegenden Beschwerden und Befunde werden zuerst andere Krankheiten und Infektionen der Reihe nach ausgeschlossen. Besteht dann der Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung, bestimmt der Arzt mit einer Blutuntersuchung die Entzündungswerte. Je nach vermuteter Erkrankung wird das Blut zusätzlich auf spezielle Antikörper untersucht. Bei Darm- oder Hauterkrankungen werden mikroskopische Analysen gemacht.
Symptome bei chronischen Entzündungen
Autoimmunerkrankungen können viele verschiedene Organe und Systeme des Körpers angreifen. Deshalb unterscheiden sich auch die Symptome von Krankheit zu Krankheit. Bei manchen sind sie äusserlich zu erkennen, etwa bei Veränderungen der Haut. Andere zeigen sich durch die Folgen der zerstörten Zellen beispielsweise mit Erschöpfung oder Antriebslosigkeit. So gut wie jedes Organ kann von einer Autoimmunerkrankung betroffen sein.
Bei folgenden unspezifischen Beschwerden sollte an eine Autoimmunerkrankung gedacht werden:
- wiederkehrende Fieberschübe
- chronische Müdigkeit
- wiederholte Infektionen
Dazu kommen, je nach Typ der Erkrankung, spezifische Symptome wie:
- Haarausfall (auch schon in jungen Jahren)
- Gelenkschmerzen
- Darmprobleme
Behandlung von Autoimmunerkrankungen
Meist können lediglich die vorhandenen Symptome behandelt werden. Je nach Erkrankung unterscheiden sich die entsprechenden Therapien daher zum Teil erheblich. Was jedoch oft zum Einsatz kommt, sind entzündungshemmende Medikamente oder Medikamenten, die die Abwehr unterdrücken – sogenannte Immunsuppressiva. Diese verhindern eine weitere Zerstörung von körpereigenem Gewebe. Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, die Symptome deutlich zu reduzieren und die Erkrankung im besten Fall zum Stillstand zu bringen. Eine ebenfalls tragende Rolle bei der Therapie spielen jene Faktoren, die Einfluss haben auf die Entstehung der Autoimmunerkrankung. Ernährung, Umweltfaktoren oder Stress sollten daher zwingend in das Behandlungskonzept mit einbezogen werden.
Eine Autoimmunerkrankung ist nicht heilbar. Die Krankheit begleitet Betroffene daher ein Leben lang. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie ist essenziell und von grosser Bedeutung. Diese erfordert aber die Beteiligung von Fachärzten aus nahezu allen Bereichen, angefangen mit Hausärzten bis hin zu Spezialisten, wie Rheumatologen, Nephrologen, Psychotherapeuten, Gastroenterologen, Kardiologen, Neurologen, Kinderärzten oder Dermatologen.
Viele Autoimmunerkrankungen lassen sich mittlerweile gut behandeln und erleichtern Betroffenen das Leben.