Dr. Fischer ist eigentlich Plastischer Chirurg. Weil er aber seine Patienten gern längerfristig betreut und eine Beziehung zu ihnen aufbaut, ist er auch als Hausarzt tätig. Von seiner umfassenden chirurgischen Ausbildung profitieren unsere Patienten.
Herr Dr. Fischer, sind Sie gerne Arzt?
Oh ja, ich liebe meinen Beruf und bin sehr gerne Arzt!
Sie haben sich nach dem Medizinstudium für die Fachrichtung Plastische Chirurgie entschieden, warum?
Mir gefiel die handwerkliche Komponente der Chirurgie und der Perfektionismus, den es braucht. Die Aufmerksamkeit liegt auf dem Detail, das entspricht mir.
Braucht ein Chirurg besondere Fähigkeiten?
Selbstverständlich! Auf dänisch sagt man, er darf nicht 10 Daumen haben, was im Deutschen gleichbedeutend ist mit «zwei linke Hände» haben. Chirurgisch tätige Ärzte brauchen ausgefeilte motorische Fähigkeiten.
Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Man muss den richtigen Eingriff für jeden Patienten finden. Das ist jedes Mal eine Herausforderung, eine Kosten-Nutzen-Analyse, bei der es die Verbesserung der Lebensqualität mit den Risiken, die jede Operation birgt, miteinander zu vergleichen und abzuwägen gilt. Auch die Wünsche der Patienten spielen dabei eine grosse Rolle, manchmal muss ich vehement von einer Operation abraten, wenn die Risiken im Vergleich mit dem Nutzen einfach zu gross sind.
«Mir gefällt diese Kommunikation und die Beziehung zu den Patienten.»
In welchen Ländern haben Sie bereits gearbeitet? Und wie ist die Situation in der Schweiz im Vergleich?
Ich habe in Dänemark studiert und danach in Dänemark, Norwegen und der Schweiz gearbeitet. Die Unterschiede in den drei Ländern sind nicht so gross, in allen drei gibt es eine hervorragende Gesundheitsversorgung.
Unterschiedlich ist allerdings die Finanzierung: In Dänemark gibt es keine Privatspitäler, alles ist öffentlich und wird durch den Steuerzahler bezahlt. In Norwegen gibt es private Spitäler, jedoch zu einem wesentlich kleineren Teil als in der Schweiz.
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Der grosse private Anteil der Schweizer Gesundheitsinstitute macht das System effizient. Ein Beispiel: Wenn ich in der Schweiz eine Probe in ein Labor schicke, habe ich wenige Tage später einen Befund. In Dänemark kann dies schon einmal ein paar Wochen dauern, denn staatliche Labore haben keine Konkurrenz.
Der Vorteil ist natürlich, dass es in Dänemark keinerlei Unterschiede in der Behandlung der Bevölkerung gibt. Wobei ja in der Schweiz dieser Unterschied sehr gering ist und eigentlich nur in der Ausstattung allfälliger Spitalzimmer ins Gewicht fällt. Die Behandlung selber ist auch hier für alle dieselbe.
Möchten Sie je wieder zurückkehren nach Dänemark? Das Land hat ja eine sehr hohe Lebensqualität, ist sehr sozial und nimmt beispielsweise im Schulwesen eine Vorreiterrolle ein.
Oh ja, ich habe eine Ausbildung in Höchstqualität genossen! Aber all dies hat seinen Preis. In Dänemark sind die Steuern wahnsinnig hoch. Dänemark hat den höchsten Steuersatz der Welt, die Mehrwertsteuer beträgt 25% und Autos werden mit 150% auf den Kaufpreis besteuert. Ich fühle mich in der Schweiz einfach freier. Das Schweizer Steuersystem basiert mehr auf dem Verursacherprinzip. Ich kann selbst mehr über mein Geld und wofür ich es ausgebe, bestimmen. Deshalb gefällt es mir hier sehr gut.
Sie arbeiten in der Praxis am Bahnhof auch als Hausarzt. Chirurgen sind ja dafür bekannt, dass sie am liebsten operieren. Warum sind sie hier in beiden Fachrichtungen tätig?
Als Chirurg sieht man die meisten Patienten lediglich für das Vorgespräch, die Operation und die Nachbetreuung. Als Hausarzt begleitet man Patienten über eine lange Zeit und ist viel mehr im Austausch mit ihnen. Mir gefällt diese Kommunikation und die Beziehung zu den Patienten.
In der Chirurgie ist man oft spezialisiert und es entsteht eine Routine. Als Hausarzt ist mein Tag viel abwechslungsreicher. Es kann sein, dass ich den Tag mit einer kleinen Psychotherapie beginne, dann eine kleine Operation durchführe und vielleicht mit der Behandlung einer Grippe abschliesse. Das gefällt mir sehr.
Natürlich möchte ich auch dies Operationen, die ich hier auch durchführe nicht missen. Der Mix ist ideal!
Mussten Sie eine weitere Ausbildung als Hausarzt absolvieren, um so arbeiten zu können?
Nein, ich habe früher in grossen Spitälern in Dänemark gearbeitet. Ich war beispielsweise lange auf einer Verbrennungsstation. Schwere Verbrennungen geschehen häufig bei vulnerablen Personen, die schon eine mittlere bis schwere Erkrankung haben. In der Betreuung dieser Patienten habe ich mir ein grosses Wissen über viele Erkrankungen erarbeitet.
«Ich würde mich als hochkompetent bezeichnen, wenn es um Melanome geht.»
Welche Probleme treffen Sie am häufigsten in Ihrem Sprechzimmer an?
In letzter Zeit konsultieren mich viele Patienten mit Hautkrebs-Verdacht. Da dies in Dänemark Teil der Ausbildung ist, weiss ich darüber sehr viel. Ich würde mich als hochkompetent bezeichnen, wenn es um Melanome geht.
Was sind die häufigsten Behandlungsarten?
Ich treffe so viele unterschiedliche Krankheiten an in meinem Sprechzimmer, deshalb ist das unmöglich zu sagen.
Was war die schönste oder lustigste Geschichte, die Sie je mit einem Patienten erlebten?
Ein älterer Patient betrat mein Sprechzimmer. Weil er wusste, dass ich Däne bin, begann er «Wonderful Copenhagen» zu singen. Ein sehr lustiger Kerl – so etwas freut mich!
Wann freuen Sie sich in Ihrem Beruf?
Immer dann, wenn ich die richtige Behandlung gefunden habe und sie anschlägt.
Wann ärgern Sie sich in Ihrem Beruf?
Im gegenteiligen Fall: Wenn Behandlungen nicht so laufen wie geplant. Ich hatte beispielsweise einen Patienten mit einer sehr seltenen Krankheit, dem Morbus Lederhose. Dabei bilden sich Knötchen an der Fusssohle, bzw. an der Seite des Fusses. Ich habe diese mit Kortison behandelt, ohne den gewünschten Erfolg. Danach riet ich ihm zu Bestrahlung, die leider auch nicht funktionierte. Die Knoten mussten operativ entfernt werden. Die Wunde entzündete sich und ich musste zusätzlich eine Hauttransplantation vornehmen. Die ganze Geschichte dauerte über Monate. So etwas ärgert mich natürlich sehr. Vor Kurzem hat er mein Sprechzimmer zum ersten Mal wieder ohne Stöcke betreten, das hat mich sehr gefreut.