Die Sommerzeit beginnt und viele Menschen geniessen die warmen Sonnenstrahlen und die langen Tage draussen. Doch während die meisten sich freuen, fühlen sich andere im Sommer niedergeschlagen. Diese Personen empfinden vermehrt ein Gefühl der Unzufriedenheit, Einsamkeit und Isolation. Kommen aufgrund von Hitzeperioden noch schlaflose oder unruhige Nächte hinzu, ist die «Sommerdepression» in manchen Fällen nicht mehr weit. Lesen Sie alles Wissenswerte im nachfolgenden Blog.
Die Winterdepression ist bekannt: Betroffene leiden an trauriger Stimmung, Antriebslosigkeit, ziehen sich zurück. Lichtmangel gilt als eine Hauptursache dafür. Dass es auch eine Sommerdepression geben könnte, klingt vor diesem Hintergrund zunächst seltsam. SAD (seasonal affectiv disorder) oder auf Deutsch «saisonal abhängige Depression» tritt nicht nur in den Herbst- und Wintermonaten auf. Auch in den Sommermonaten werden depressive Verstimmungen beobachtet, die typischerweise mit der Jahreszeit zusammenhängen. Betroffene fühlen sich bei dieser Form der Depression oft nicht ernst genommen, da der Sommer allgemein als eine genussvolle und glücksbezogene Jahreszeit gilt.
Sommerdepression – bislang wenig erforschte Krankheit
Wie eine Sommerdepression entsteht, weiss die Medizin bislang nicht genau. Fest steht: Der Körper reagiert auf die Jahreszeiten. So ändern sich mit den Jahreszeiten der Sauerstoffbedarf des Gehirns und die Hormonproduktion. Auch Blutdruck und Cholesterinspiegel können im Winter durchaus höher sein als im Sommer. Genauso, wie sich diese körperlichen Prozesse über die Jahreszeiten ändern, ist ein verändertes psychisches Wohlbefinden nicht selten.
Naheliegende Ursache: Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
Die Entstehung der Sommerdepression könnte eine gedrosselte Melatonin-Produktion sein, verursacht durch das viele Sonnenlicht. Melatonin ist ein Hormon und steuert den Schlaf-wach-Rhythmus. Bei Einbruch der Dunkelheit schüttet das Gehirn dieses Hormon aus, man wird müde und der Schlaf ist nicht mehr weit. Wenn die Tage im Sommer länger sind und die Sonne heller strahlt, produziert der Körper weniger Melatonin. Ein solches Ungleichgewicht kann biochemische Prozesse im Körper beeinträchtigen und diese Beeinträchtigung wiederum eine Depression begünstigen. Vermutet wird zudem, dass individuelle Erfahrungen eine Rolle spielen. Dies können schwierige Lebensereignisse sein oder nicht verarbeitete Traumata, die im Sommer stattgefunden haben. Auch die Empfindlichkeit für Sinnesreize könnte eine Rolle spielen. Wer sehr sensibel ist, wird rascher von Einflüssen überflutet und kann das helle Sonnenlicht schwerer ertragen.
Wer ist betroffen?
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden unter Sommerdepressionen, unabhängig von Alter und Geschlecht. Die Tendenz zeigt jedoch, dass eher Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren davon betroffen sind. Neben den eben genannten möglichen Ursachen, können hormonelle Schwankungen ebenfalls eine Rolle spielen.
Unterschiedliche Symptome
Im Gegensatz zur Winterdepression klagen Betroffene im Sommer vermehrt über Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, innere Unruhe und Nervosität. Oft ziehen sie sich auch aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Phasen der Verstimmung sind für eine gewisse Zeit normal, unabhängig von der Jahreszeit. Doch wenn depressive Verstimmungen länger als zwei Wochen anhalten sollte man den Hausarzt aufsuchen. Dieser kann beurteilen, ob psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe erforderlich ist. Treten diese depressiven Verstimmungen in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren während dem Sommer auf, kann dies auf eine Sommerdepression hindeuten. Wichtig: jede Form der Depression muss fachärztlich behandelt werden.
Behandlung der Sommerdepression
Eine psychotherapeutische Gesprächstherapie hilft Patienten und Patientinnen ihren Tagesablauf zu strukturieren und in einen geregelten Rhythmus zu finden, insbesondere mit viel Bewegung und sportlicher Aktivität. Regelmässiges Joggen oder Radfahren fördert die Produktion des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn, was zu einem Gefühl von Glück und Freude führt. Spaziergänge und Wanderungen in der Natur steigern die Durchblutung und fördern die Ausschüttung von Endorphinen. Ebenso hilft eine Gesprächstherapie Unsicherheiten und Ängste rund um die Sommerdepression abzubauen. Daneben können, falls nötig, Medikamente wie Antidepressiva von der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten verschrieben werden.
Ein Sommertief muss nicht zwingend eine Depression sein
Auch ohne Depression kann der Sommer eine psychische Herausforderung sein. Etwa für Leute, die sich für ihr Aussehen schämen und sich darum nicht an die Strandparty wagen. Oder solche, die sich keine Ferien leisten können aber zugeschüttet werden mit Ferienfotos und tollen Ferienerzählungen. Zudem schleicht sich bei all den sommerlichen Aktivitäten rasch das Gefühl ein, man habe nicht genug Zeit für sich selbst. Energiereserven werden aufgebraucht und das Energielevel sinkt.
Einem solchen Sommertief lässt sich vorbeugen. Am besten überlegt man schon vorab, was einem in den Sommermonaten zu schaffen macht und wie es sich verhindern oder eingrenzen lässt. Wenn sich trotz allem eine dunkle Wolke zusammenbraut, sollte man sich nicht scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wenn Sie sich schon über längere Zeit niedergeschlagen fühlen oder die anstehenden Sommermonate wiederkehrend eine Belastung darstellen, vereinbaren Sie einen Termin bei uns! Unsere Psychotherapeuten helfen Ihnen.