Im ganzen Land bleiben die Menschen aufgrund des grassierenden Corona-Virus zu Hause. Auf die Psyche der Menschen hat diese Situation ganz unterschiedliche Auswirkungen. Im Gespräch mit unserer Psychotherapeutin Regula Naef kommen Einsamkeit und ein neues Gemeinschaftsgefühl gleichermassen zur Sprache.
Verstärkte Einsamkeit
Für Menschen, die schon vor der Krise wenig Kontakte pflegten, verstärkt sich das Gefühl der Einsamkeit dieser Tage. Denn es fallen nicht nur private Verabredungen weg, sondern auch die sozialen Kontakte bei der Arbeit. Für die ältere Bevölkerung entfällt auch der oft tägliche Gang in die Migros und andere Geschäfte.
Regula Naef hat einige Tipps, welche diese Zeit erträglicher machen.
Tagesstruktur aufrechterhalten
Auch wenn man jetzt den ganzen Tag im Pyjama auf dem Sofa verbringen und Snacks essen könnte, tut es der Psyche doch gut, wenn man die Tagesstruktur beibehält. Das heisst am Morgen aufstehen, sich anziehen und die Tagesmahlzeiten wie gewohnt zu sich nehmen.
Kontakt halten
Wichtig ist in dieser Zeit per Telefon oder Videotelefon Kontakt mit anderen zu halten. Tägliche Telefonate mildern das Gefühl, alleine zu sein. Vielleicht ruft man auch wieder mal jemanden an, den man schon lange nicht mehr gehört hat? Die Menschen rücken auf neue Art enger zusammen, kümmern sich umeinander. Vielleicht haben Sie jetzt auch die Zeit, Dinge zu erledigen, die Sie bis anhin aufgeschoben haben.
So viel Bewegung wie möglich
Bewegung tut Körper und Seele gut und ist darum in dieser Zeit umso wichtiger. Gegen einen Spaziergang an der frischen Luft hat auch der Bundesrat nichts einzuwenden. Darum wäre es gut, wenn man sich täglich zu einem Spaziergang oder einer Walking-, Jogging- oder Velorunde aufmacht. Auch wenn man sich eventuell überwinden muss, weil man sonst kein Spaziergänger ist, lohnt sich der Aufwand.
Die Chance ist sehr gross, dass man sich danach besser fühlt als davor! Ausserdem eröffnet dieser «Ausflug» eine gute Gelegenheit, anderen Menschen zu begegnen und eventuell einen Bekannten zu treffen, mit dem man sich mit zwei Meter Abstand unterhalten kann.
Hilfe annehmen
Während die beiden vorangegangenen Empfehlungen für die gesamte zu Hause gebliebene Bevölkerung gelten, ist der folgende Tipp eher für ältere Leute.
Nehmen Sie die angebotene Hilfe an. In jeder Gemeinde gibt es viele Freiwillige, die gerne für ältere Menschen einkaufen gehen. Die Solidarität ist gross. Neben der Grundversorgung mit Lebensmitteln bieten diese Dienste eine Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, natürlich mit der nötigen Distanz. Für die Übermittlung der Bestellung telefoniert man mit der oder dem Freiwilligen und kann eventuell übers Fenster auch bei der Übergabe ein Schwätzchen halten.
Die Sonnenseite der Isolation – neues Gemeinschaftsgefühl und alte Kommunikationsmittel
Die Corona-Isolation bringt auch schöne Seiten hervor. Die Solidarität ist gross. Es gibt sehr viele Menschen, die ihre Hilfe anbieten sei es als freiwillige Person im Spital oder um älteren Mitbürgern Lebensmittel nach Hause zu bringen.
Familien rücken enger zusammen, junge Menschen nehmen wieder Papier zur Hand und schreiben Briefe und die Menschen kommen zur Ruhe.
Wird diese aussergewöhnliche Zeit die Gesellschaft verändern?
Diese Zeiten werden Veränderungen bringen. Die Corona-Isolation wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wirtschaftliche Krise mit höherer Arbeitslosigkeit auslösen. Diese wird sich mit Sicherheit auf das gesellschaftliche Verhalten auswirken. Es können aber auch andere, kleinere soziale Änderungen auf uns zukommen.
Es könnte sein, dass Home Office und Home Schooling es in die Zeit nach der Corona-Isolation schaffen und teilweise fortgeführt werden.
Es könnte sein, dass sich nun, da die Regierung angefangen hat Handydaten zu verfolgen, die bis anhin aus Datenschutzgründen nicht erlaubte Art der Überwachung auch nach der Krise beibehalten wird. Dies ist die Sorge Vieler.
Es könnte es sein, dass das Social Distancing in einer neuen Form beibehalten wird und sich die Menschen in Zukunft anders begegnen.
Es könnte aber auch sein, dass ein Teil der momentan gelebten Solidarität auch in der Zeit nach der Isolation weiterleben wird.
Wir wissen nicht, was kommt. Wir wissen aber, dass solche Umbrüche die Menschen verunsichern und sich zu Ängsten und psychiatrischen Erkrankungen entwickeln können. Unsere Psychotherapeuten sind da für alle, welche die Corona-Isolation unvorbereitet trifft und deren seelisches Gleichgewicht dadurch aus den Fugen gerät – sei es aus Einsamkeit oder aufgrund starker Veränderungen.
Wer momentan Befürchtungen hat, in die Praxis zu kommen aus Angst sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, kann sich über die Online-Sprechstunde mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten unterhalten. Es braucht dazu ein Internet-fähiges Gerät oder einfach ein Telefon.