Dr. med. Eszter Tóth stammt aus Ungarn und arbeitet bei uns als Assistenzärztin für ein Jahr. Sie hat, seit sie klein ist, ein klares Ziel vor Augen!
Frau Tóth, wollten Sie schon immer Medizin studieren und Ärztin werden?
Ja, ich wusste bereits mit fünf Jahren, dass ich Ärztin werden möchte. Ich hatte eine sehr gute Kinderärztin und habe mich immer sehr wohl gefühlt in der Praxis. Sie war immer sehr professionell und freundlich – sie ist mein Vorbild.
Ich war deshalb in der Schule immer sehr fleissig und habe viel gelernt. Um in Ungarn an der Universität zugelassen zu werden, muss man zwei Prüfungen in Fremdsprachen ablegen. Ich habe darum in der Grundschule und im Gymnasium eine Intensiv-Deutsch-Klasse besucht und da freiwillig mehrere Stunden zusätzlich Deutsch gelernt.
Während der Matura habe ich bei dem besten Biologielehrer der Stadt Extra-Biologiekurse besucht, um mich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten.
Braucht ein Medizinstudent besondere Fähigkeiten?
Ja, zuerst einmal muss man sich zu 100 % dafür entscheiden, Arzt oder Ärztin werden zu wollen. Wer nicht ganz davon überzeugt ist, hält die Ausbildung nicht durch. Danach braucht es Ausdauer.
„Ich wusste bereits mit fünf Jahren, dass ich Ärztin werden möchte.“
Ist das Medizinstudium so zeitintensiv und anstrengend, wie man sich das vorstellt?
Die ersten zwei Jahre bestanden nur aus Vorlesungen und Lernen. Diese Zeit war sehr anstrengend! In meinem Jahrgang sind 25 Studierende gestartet und sechs Jahre später waren wir fünf oder sechs bei der Abschlussprüfung, die anderen haben aufgehört oder viel später abgeschlossen. Es braucht schon Biss!
Im dritten Jahr begann dann der Kontakt mit den Patienten. Das war das, was ich wollte. Deshalb wurde es für mich ab da einfacher – es war immer noch viel zu lernen, aber der Kontakt mit den Patienten gefiel mir sehr gut.
Wie ist das, wenn man zum ersten Mal als Ärztin vor einem Patienten steht?
Für mich war das eine sehr grosse Sache – die grösste Prüfung in meinem Leben. Ich glaube, das erste Mal war im Spital bei meiner ersten Assistenzarztstelle, als ich einen Patienten über eine OP aufklärte, ich war nervös und aufgeregt.
Man hört immer wieder, die Assistenzärzte seien schlecht bezahlt und machten am meisten Überstunden im Krankenhaus. Wie schlimm ist es wirklich?
Jeder Anfang ist schwer und anstrengend, aber ich hatte und habe ein Ziel vor Augen, das mich jeden Morgen motiviert aufzustehen und mein Bestes zu geben.
Zu Beginn musste ich im Spital schon sehr viel arbeiten, weil ich die Abläufe und das System noch nicht kannte, danach wurde es besser.
Was ist anders daran in einer Praxis wie der Praxis am Bahnhof zu arbeiten als im Krankenhaus?
Hier in der Praxis arbeite ich selbstständiger und befasse mich mit vielfältigen Fragestellungen. Es kann sein, dass ich ein einmonatiges Baby mit Husten behandle und fünf Minuten später eine 90-jährige Frau mit Bluthochdruck. Ich muss vieles nachlesen und mich mit den unterschiedlichsten Fragen beschäftigen.
Im Spital, wo man auf einer spezifischen Abteilung arbeitet ist man fokussierter in der Fachrichtung.
Mir gefallen beide Formen der Arbeit.
„Ich habe ein Ziel vor Augen, das mich jeden Morgen motiviert aufzustehen und mein Bestes zu geben.“
Wissen Sie schon, welche Fachrichtung Sie einschlagen wollen?
Ja, Kinderärztin! Ich sammle jetzt Erfahrungen in der Allgemeinmedizin und möchte später als Assistenzärztin im Kinderspital arbeiten.
Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Ich bin eine junge Ärztin und muss darum das Vertrauen einiger Patienten zuerst gewinnen. Ich höre öfters den Satz: „Was Sie sind so jung und schon Ärztin?“ „Ja ich bin Ärztin.“, antworte ich darauf kurz und knapp.
Was war die schönste oder lustigste Geschichte, die Sie je mit einem Patienten erlebten?
Eine lustige Geschichte fällt mir grad nicht ein. Manchmal muss ich schmunzeln, wenn Männer mit Erkältungen kommen, denn die berühmte Männergrippe gibt es wirklich. Wenn ein Mann eine Erkältung hat, fühlt er sich tendenziell viel kränker als eine Frau.
Wann freuen Sie sich in Ihrem Beruf?
Es ist unerlässlich für meine Arbeit, dass meine Patienten zufrieden sind. Ich freue mich deshalb sehr, wenn diese Zufriedenheit da ist und sie wieder zu mir kommen.
Wann ärgern Sie sich in Ihrem Beruf?
Wenn es grosse Sprachbarrieren gibt, wird die Behandlung sehr schwierig. Es kann sogar gefährlich werden, wenn die Patienten nicht mitteilen können, wo das Problem liegt oder nicht alle Informationen liefern können.