Sie ist eine der häufigsten Krankheiten unserer Gesellschaft: die Migräne. Nicht jeder Kopfschmerz ist eine Migräne. Wann es sich um die komplexe Krankheit handelt und wann es Spannungskopfschmerzen sind, erklären wir hier. Die Therapiemöglichkeiten sind fast so vielfältig wie die Auslöser.
Migräne kommt vom griechischen und heisst einseitiger Kopfschmerz
Ursprünglich hiess die Migräne hemigrania, was vom Altgriechischen hēmikranía kommt und so viel wie «Kopfschmerz auf der einen Seite bedeutet». Dies erklärt einen der wichtigsten Indikatoren für das Erkennen einer Migräne: der Schmerz tritt häufig nur einseitig auf.
Wann ist es eine Migräne und wann Kopfschmerz?
Man unterscheidet grob gesagt zwischen Spannungskopfschmerz und Migräne. Es gibt dabei noch verschiedene Unterarten, die Sie in unserem Kopfschmerz-Blogbeitrag finden.
Die Migräne ist eine sehr komplexe neurologische Erkrankung und ihre Diagnose teilweise schwierig. Grundsätzlich gelten die folgenden Symptome als Migräne:
- Anfallsartiger Schmerz in ca. 70% der Fälle einseitig, teilweise wandernd
- Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Lärm-, Licht und Geruchsempfindlichkeit
- Aura bei ca. 20% der Patienten: hauptsächlich Sehstörungen, teilweise Störungen des Geruchsempfindens, Berührungsempfindens, der Sprache, etc.
- Dauer: 4 – 72 Stunden
Dies sind nur die häufigsten Symptome grob umrissen. Die Begleiterscheinungen treten in sehr unterschiedlicher Form auf. Deshalb kann die Migräne nicht immer klar diagnostiziert und vor allem einfach behandelt werden.
Ursachen und Auslöser
Die Ursachen einer Migräne sind nach wie vor ungeklärt. Es gibt verschiedene Ansätze, wie beispielsweise die Theorie einer Reizverarbeitungsstörung im Gehirn. Sie besagt, dass das Gehirn ständig unter Hochspannung steht und deshalb sensibel auf Reize reagiert.
Auslösende Faktoren, sogenannte Trigger, sind dagegen viele bekannt:
- Stress oder Entspannung
- Verändertes Schlafverhalten oder Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
- Umweltreize wie Wetterumschwünge
- hormonelle Schwankungen (bspw. zyklusbedingt bei Frauen)
- bestimmte Reize wie Gerüche oder grelles Licht
- Ernährung (Auslassen von Mahlzeiten oder wenige Kohlenhydrate)
- Koffein
- Alkohol
- Nikotin
- etc.
Manche Migränepatienten leben ständig in einem ungewissen Zustand, ihre Migränen sind Mimosen, die auf die kleinste Veränderung mit einem Anfall reagieren. Einmal zu wenig gegessen, zack ist die Migräne da. Im Herbst gibt es einen abrupten Temperaturabfall und schon beginnt das Flimmern vor den Augen.
Andere wissen, der erste Tag der Ferien beginnt immer mit einem Migräneanfall, da der Körper sich zu entspannen beginnt. Das einzig Gute an diesen Triggern oder auslösenden Faktoren ist: wenn man sie kennt, kann man sie vermeiden oder sich zumindest auf den Anfall einstellen.
Behandlung – Lebensumstände unter die Lupe nehmen
Es lohnt sich bei einer Migräne immer, die eigenen Lebensumstände genau unter die Lupe zu nehmen. Wieviel Stress bestimmt mein Leben? Schlafe ich genug? Was esse ich und wann esse ich es? Manchmal lässt sich mit einer Änderung der Lebensumstände eine Verbesserung der Anfälle erzielen.
Hierbei lohnt es sich, ein Migränetagebuch zu führen und dabei Anfang und Ende des Anfalls, Intensität, Schmerzmittel zu notieren. Wer möchte, kann dazu auch noch individuelle Bemerkungen wie eingenommene Nahrungsmittel, Stressauslöser etc. ergänzen.
Medikamente in der Behandlung
Die medikamentöse Behandlung der Migräne ist sehr vielfältig. Sie reicht von Aspirin bis zu Antiepileptika. Dazu kommt eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln wie Magnesium oder Vitamin B12. Wir haben hier nur eine kleine Auswahl erwähnt.
Medikamente gegen Übelkeit helfen bei Migräne
Die erste Wahl bei Migräneattacken sind Schmerzmittel wie Ibuprofen oder andere in Kombination mit einem Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen. Denn wie vorhin erwähnt, geht die Migräne oft mit diesen Symptomen einher. Sie sind nicht nur sehr unangenehm, sie können auch die Aufnahme des Schmerzmittels im Magen hemmen. Das Medikament gegen Erbrechen schafft hier Abhilfe.
Triptane helfen vielen Migräne-Patienten
Triptane sind für viele Migräne-Patienten ein Segen. Sie sind keine eigentlichen Schmerzmittel. Bei einer Migräne-Attacke erweitern sich die Gefässe und entzünden sich. Die Triptane, die dem körpereignen Botenstoff Serotonin ähnlich sind, verengen die Blutgefässe im Gehirn. Der Anfall geht vorüber.
MÜKS, wenn Schmerzmittel Schmerzen verursachen
So sehr die verschiedenen Mittel ein Segen für die Patienten sind, so können sie auch Schaden anrichten. Wer über einen längeren Zeitraum zu viele davon einnimmt, kann einen Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz bekommen. Die Gefahr steigt mit jedem zusätzlichen Tag, an dem Medikamenten notwendig sind. Der Richtwert besagt, dass nicht an mehr als 10-15 Tagen im Monat Schmerzmittel eingenommen werden sollten.
Medikamente so früh wie möglich – so hoch wie nötig
Grundsätzlich gilt, bei einer Migräneattacke soll so früh wie möglich eine hohe Dosis Medikamente eingenommen werden. Dies kann den Anfall sofort unterbinden und es ist keine weitere Einnahme notwendig. Wenn die Migräne-Vorboten nicht immer zu einer Attacke führen, kann bei den Betroffenen das Dilemma entstehen: ich soll zwar nicht zu viele Tabletten nehmen, aber wenn, dann frühzeitig. Was mache ich, abwarten oder nicht?
Migräne-Patienten in der Hausarztpraxis
Wir Hausärzte betreuen Migräne-Patienten aller Stadien. Wenn ein Patient mit Kopfschmerzen in unsere Sprechstunde kommt, überprüfen wir immer zuerst, ob es sich um Spannungskopfschmerz oder eine Migräne handelt. Je nach Art der Attacken sind weitere Untersuchungen notwendig, um eventuelle andere Krankheiten auszuschliessen.
In der Behandlung gehen wir sehr individuell auf jeden Patienten ein und versuchen herauszufinden, was die Trigger sind und wo eventuell eine Anpassung des Lebensstils Linderung verschaffen könnte.
Manche Patienten waren schon bei verschiedenen Spezialisten und kommen wieder zu uns Hausärzten zurück. In diesen Fällen geht es darum, den Patienten möglichst gut in der Abgabe von Medikamenten und dem Handling von eventuellen Nebenwirkungen zu begleiten.
Auseinandersetzung lohnt sich
Die Länge dieses Artikels zeigt es schon: die Migräne ist eine sehr komplexe Erkrankung mit den unterschiedlichsten Triggern und Behandlungsmöglichkeiten. Für Betroffene kann es lohnenswert sein, sich sehr genau mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen und ein detailliertes Migränetagebuch zu führen. Dies macht es im Gespräch mit dem Arzt einfacher, alle Fragen beantworten zu können.
Wer mag, kann sich auch in das Thema einlesen. Es gibt sehr viele gute, seriöse Migräneportale oder Informationen von Kliniken im Internet.
Wenn Sie denken, Sie leiden an Migräne oder wenn Sie mehr Kopfschmerzen haben, als Sie für sich annehmbar finden, kontaktieren Sie uns jederzeit!