10 vermeintliche Herzinfarkte und ein tatsächlicher

10 vermeintliche Herzinfarkte und ein richtiger

Er ist eine der grössten Gesundheitsängste in der Bevölkerung – der Herzinfarkt. Man weiss aus Erzählungen, Gelesenem oder Arztserien: Schmerzen im Brustkorb, die in den linken Arm ausstrahlen deuten darauf hin. Wer solche Symptome verspürt, geht deshalb rasch von einem Herzinfarkt aus.

Jeden Monat kommen circa 10 solche Patienten in unsere Praxis. Davon stellt sich glücklicherweise nur ungefähr einer als tatsächlicher Infarkt heraus.

Die Diagnose

Ein erfahrener Arzt, der einen Patienten mit Schmerzen im Brustkorb in seinem Sprechzimmer hat, sieht oft schon auf den ersten Blick, ob es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt handelt oder nicht.

Unabhängig davon, was die Vermutung ist, gilt es den Verdacht auf einen Herzinfarkt zu erhärten oder zu entkräften. Der Patient erhält sofort eine Infusion, damit der Zugang für den Notfall gelegt ist. Dann beginnt die Abklärung. Sie besteht vornehmlich aus einem EKG und verschiedenen Laborwerten, wobei der Wert Troponin T der wichtigste ist. Ist dieser erhöht, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Herzinfarkt, denn dies bedeutet, dass der Herzmuskel beschädigt ist.

Wenn Labor und EKG die Vermutung bestätigen, leiten wir sofort die entsprechende Therapie ein. Danach fährt der Patient mit Blaulicht ans Universitätsspital in die Kardiologie zur weiteren invasiven Behandlung.

Der Hausarzt ist oft schneller als das Spital

Bei einem Herzinfarkt zählt rasches Handeln. Dabei hat der Hausarzt einen Vorteil im Gegensatz zum Spital, da er die Diagnose schneller stellen kann: der Arzt hat in der Regel sofort Zeit und das Labor ist schneller. Dabei gewinnt die Hausarztpraxis eine halbe bis dreiviertel Stunde, die entscheidend sein kann.

Die Schmerzen sind oft harmlos

In über 80 % der Fälle stellen sich die Schmerzen als sogenannte extrakardiale Thoraxschmerzen heraus. Dies kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, wie z. B. Rippenschmerzen, Rückenschmerzen oder psychosomatische Beschwerden.

Erweisen sich Labor und EKG als unauffällig, wartet der Arzt deshalb oft unter Überwachung des Patienten noch einmal 2 Stunden ab , und wiederholt dann das Labor und EKG. Wenn auch dabei nichts Auffälliges festzustellen ist, verlässt der Patient die Praxis wieder. Je nach dem was die Ursache für die Schmerzen war, erhält er Schmerzmittel oder eine Verordnung für Physiotherapie.

In seltenen Fällen ist es ein Herzproblem aber kein Herzinfarkt. Der Patient hat starke Schmerzen, aber die Werte sind nicht typisch für einen Herzinfarkt. Diese Patienten verweisen wir an ein nahes Spital zur weiteren Abklärung. Dort wird durch weitere Untersuchungen die Situation abgeklärt. Ein typischer Befund ist beispielsweise eine Herzmuskelentzündung.